Kulturzentrum in Paris

Master Entwurf Sommersemester 2018
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Die Beschäftigung mit dem Typus des Kulturzentrums geschieht an einem konkreten Ort in der Pariser Innenstadt, im 14. Arrondissement Montparnasse, Cartier Saint-Vincent-de-Paul.

Im Kontext des historisch gewachsenen Stadtquartiers setzen wir uns mit der Frage auseinander, was ein Kulturzentrum mit Bibliothek an dieser Stelle mehr als ein öffentliches Bauwerk in der Stadt sein kann. Als Fortsetzung des urbanen Kosmos soll das Kulturzentrum neben der Bereitstellung von Medien auch weitere öffentliche Angebote wie Kino, Schulungs- und Veranstaltungsräume, Begegnung und Gastronomie beinhalten. Das neue Quartier, der Raum für die Bürger der Stadt, wird programmatisch ergänzt durch Atelierräume für Künstler zum wohnen, arbeiten und ausstellen.

Wirtschaftliche Interessen und zunehmende städtische Dichte führten in der Architektur in den letzten Jahren immer wieder zu unkonventionellen Nutzungsüberlegungen innerhalb eines Gebäudes oder städtischen Areals. Am Beispiel der vorliegenden Entwurfsaufgabe wollen wir wissen, inwiefern solche Hybridtypen als Katalysatoren für städtisches Leben dienen können.

Wir steigen ein mit der These zur Weiterentwicklung des öffentlichen Raumes der Stadt, zum einen auf der Ebene von Paris selbst mit dem städtischen Maßstab des Gevierts und seinen Bestandesgebäuden als Bezugspunkt. Zum Anderen fokussiert sich die Betrachtung auf den Maßstab des (der) neu zu entwickelnden Gebäude(s) selbst.

In der zweiten Phase entwickeln wir das Regelwerk zur Trag-, Raum-, und Erschliessungsstruktur. In der dritten und letzten Phase des Semesters behandeln wir die Frage der Fassade, als Vermittlerin zwischen innerer Raumstruktur und städtischem Kontext. Uns interessieren die öffentlichen Bereiche und inneren Wege in ihrer architektonischen Qualität bis ins Detail, ihre Materialität und Atmosphäre. In besonderem Maße weisen kulturelle Einrichtungen wie Bibliotheken ein Nebeneinander von «lauten» und «leisen» Zonen auf.

Andra Racasan

Andra-Racasan

Steffen Hollstein

Kulturzentrum in Paris - Master Entwurf Sommersemester 2018
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Der Entwurf befindet sich im 14. Arrondissement von Paris auf dem Areal des ehemaligen Hospital Saint-Vincent de Paul - einem kirchlichen Pflegeheim für Waisenkinder und späteren Krankenhaus.

Das Kulturzentrum besteht aus einem 47 mal 47 Meter großen eingeschossigen Sockel, aus dem drei unterschiedlich hohe Türme emporwachsen - eine Bibliothek, ein Museum und ein Veranstaltungsgebäude mit Kino. Der Sockel schließt die Straßenflucht an der Avenue Denfert-Rochereau und bildet eine eigenständige Parzelle im Kontrast zu den benachbarten historischen Höfen la Cour d‘Honneur (bisher Haupteingang zum Gelände) und l‘Oratoire. Der Sockel hält 5 Meter Abstand zum Nachbargebäude (Pierre Robin) und eröffnet dem Besucher eine lange geradlinige Perspektive als Eingangssituation zum neuen Kulturzentrum. Aus dem schweren Sockel erheben sich drei massive Kubaturen, die sich außenbündig einfügen und die bestehenden Höhenversprünge in der Straßenflucht dramatisieren. Die Bibliothek als Aufbewahrungsort von Wissen und Kultur befindet sich in einem quadratischen Turm, der als zentraler Orientierungspunkt am Eingang zum Gelände steht und in alle vier Himmelsrichtungen blickt.

Hinter dem Kulturzentrum und den beiden historischen Parzellen an der Avenue Denfert-Rochereau eröffnet sich eine etwa 160 mal 160 Meter große Fläche. Sie wird von einer zentralen Allee in zwei Hälften geteilt, auf denen sich jeweils zwei weitere Parzellen befinden. Rechterhand befinden sich zwei nahezu geschlossene Blockbebauungen. Linkerhand rahmen das entworfene Kulturzentrum und ein großes U-förmiges Gebäude eine offene Parzelle mit vier einzelnen kleineren Gebäuden ein. Innerhalb der offenen Parzelle sieht der Entwurf einen Platz vor, der ein altes Waschhaus, ein Heizhaus mit 37 Meter hohem Schornstein und ein ehemaliges Pastorenhaus umfließt. Innerhalb der drei historischen Gebäude soll ein Restaurant, eine Holz-, Metall- und Keramikwerkstatt und eine Malstube entstehen. Anstelle des vierten historischen Gebäudes ist ein 45 Meter hohes Atelier- und Wohnhaus für Künstler geplant. Es nimmt die Vertikalität des Kulturzentrums auf und manifestiert als höchstes Gebäude und Herzstück auf dem Gelände die Bedeutung der Kunstschaffenden. Gleichzeitig gliedert es sich sensibel in die Kleinteiligkeit der Parzelle ein.

An der Rue Boissonade befindet sich momentan die Rückseite des Areals, welche von einer kleinteiligeren Blockrandbebauung mit Wohnungen und Gewerbe verschlossen ist. Hier sollen zwei schmale Kopfbauten mit Ateliers und Galerien ergänzt werden, die einen neuen Zugang zum Areal formen und die nahe gelegene Fondation Cartier näher anbinden.

Lisa Tonossi

Kulturzentrum in Paris - Master Entwurf Sommersemester 2018
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