Stadtbibliothek in Karlsruhe

Bachelor Abschlussarbeit Sommersemester 2018
bib

 

Mit der Thematik der Bachelor-Abschlussarbeit im Sommersemester 2018 widmen wir uns dem Typus der Bibliothek mit der Fragestellung, welche Rolle die Bibliothek im 21. Jahrhundert für die Stadt und den Bürger übernimmt.

Unsere Beschäftigung geschieht im Bewusstsein darüber, dass der Typus ‚Bibliothek’ aus heutiger Sicht vielleicht als nicht mehr zeitgemäß verstanden wird, als Bauwerk zur Sammlung von Wissen aus analogen Zeiten. Dennoch kann die Bibliothek mehr denn je ein Ort des Erfahrens und Teilens von Wissen im Gefüge der Stadt sein und sich als Fortsetzung des öffentlichen Raumes verstehen. Dieser Definition einer Bibliothek steht die Vorstellung von Stadt gegenüber.

Die Beschäftigung mit dem Thema entspricht dem Wunsch, mit einem konkreten Maß an programmatischen Bindungen den Entwurfsprozess dieser Bachelorarbeit anzugehen, die Mindestanforderungen an Baugesetz und Brandschutz berücksichtigend. Eine intensive und spezifische Auseinandersetzung mit dem Stadtraum steht im Fokus, um daraus folgend eine architektonische Idee für die Struktur, Typologie und Gestalt einer „Stadtbibliothek“ für Karlsruhe zu finden.

Alec Göhringer

Bachelor Abschlussarbeit Sommersemester 2018
Goe

Die Bibliothek ist eine der wichtigsten Institutionen unserer Gesellschaft. Sie speichert und vermittelt das über Generationen angesammelte Wissen und sichert somit unseren Werdegang.
Dennoch ist die Funktionsweise der Bibliothek von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekten beeinflußt. Speziell die Digitalisierung verspricht große Veränderungen im Feld der Wissensspeicherung und -vermittlung. Durch das Internet ist das Wissen ortsunabhängig von jedem frei zugänglich, wodurch die Bibliothek als gebauter Wissensspeicher für überflüssig erachtet wird.
Viele moderne Bibliotheksbauten verstehen sich vielmehr als eine neue Art Bürgerzentrum in dem sich lediglich ein Paar Medienträger/ Bücher als Staffageobjekte befinden.
Das Buch bleibt jedoch meiner Meinung nach in seiner seit Jahrhunderten unveränderten Form ein fundamentales und wichtiges Medium, das durch seine taktilen Eigenschaften unersetzbar ist.
Diese Erkenntnis und der erstarkte Fokus auf das Buch bilden den Kerngedanken meines Entwurfes für die neue Karlsruher Stadtbibliothek am Kronenplatz.
Dem Prototypen der Bibliothek, nämlich des stützenlosen Saals mit freier Mitte folgend, gliedert sich der Entwurf um den Lesesaal, der in Zeiten des durch das Internet entstandenen Wahrheitspolypols ein neuen Sinn für Ordnung und Kohärenz schafft.
In den Ecken des quadratischen Lesesaals befinden sich zwei Erschließungs- und zwei Toilettenkerne, die die Struktur des Gebäudes vorgeben. Vom Lesesaal aus erstrecken sich tiefe Räume, die durch die regelmäßig angeordneten Bücherregale in den Stadtraum lenken und dort nochmals etwas abgesonderte Arbeitsflächen bieten, die sich auch um die vier Kerne wickeln und somit den Grundriss der Bibliothek erzeugen.
Aufgrund der städtebaulich Situation und zur besseren Raumaufteilung befindet sich im nördlichen zur Kaiserstraße gerichteten Quadranten ein mehrläufiges Treppenhaus, das dadurch eine zusätzliche Axialität bewirkt. Besonders beim Ausstellungs- und Veranstaltungsraum im Erdgeschoss ist dies ersichtlich. Durch das Treppenhaus und die eingestellten Räume, die das Café und die Bücherei bedienen, wird der Raum klar zur ruhigen Seite des Grundstücks gerichtet.
Das Gebäude ist vom geometrischen Mittelpunkt des Kronenplatzes axial der Kaiserstraße zugewandt. Da in voraussehbarer Zukunft die Kaiserstraße gänzlich als Fußgängerzone dienen wird, schafft die Bibliothek zusammen mit dem gegenüberliegenden Gebäude wegen der gleichen Höhe ein klares Tor zu diesem Boulevard. Die Bedeutung der Bibliothek ist jedoch klar von dem Wohngebäude gegenüber lesbar. Nicht nur aufgrund der Solitärstellung sondern auch wegen der Geschosshöhe, Tektonik und Materialität hebt es sich von den Wohn- und Geschäfthäusern der Umgebung ab. Gleichzeitig sind es diese Attribute, die das Gebäude in Verbindung mit den Karlsruher Baumeistern in Verbindung bringt. Die klassisch anmutende Tektonik mit der von Heinrich Hübsch propagierten Materialästhetik, lassen eine Verbindung mit dem Hauptgebäude der Universität entstehen, einem der wichtigsten institutionellen Gebäude der Stadt.

Yesim Kilicer

Bachelor Abschlussarbeit Sommersemester 2018
kil

Im Kontext des fächerförmigen historischen Stadtgrundrisses der 300 Jahre jungen Stadt Karlsruhe soll eine neue Stadtbibliothek entstehen. Die Lage der neuen Bibliothek befindet sich am stadträumlich bedeutsamen Ort der Kaiserstraße. Die Kaiserstraße ist die horizontale Hauptachse der Fächerstadt. Sie schneidet – in unterschiedlich geometrischen Winkeln – die neun auf das Schloss gerichteten Fächerstraßen des strahlenförmigen Stadtgrundrisses.
Die Leitidee des Gebäudeentwurfs greift diese städtebaulichen Aspekte auf und reagiert durch die Gebäudeform und die Organisation auf diese Gegebenheiten. Der Hauptausgangspunkt ist die Geometrie: Ein gleichschenkliges Dreieck das zu mehreren kleinen Dreiecken zusammengesetzt wird. Durch das Zusammensetzen der Dreiecke entwickelt sich die Kubatur der Bibliothek. Die Gebäudestruktur basiert auf den entstehenden Dreiecken, die zu drei Hauptflügeln gefasst werden. Im Zentrum der Flügel befindet sich ein Atrium als Kumulationspunkt und fungiert somit als das Herz der Bibliothek. Als verglaster Zwischenraum stellt das Atrium ein Ort des Austausches und des informellen Lernens und der sozialen Begegnung dar. Somit soll das Atrium eine „kommunikative Mitte“ verkörpern und fungiert ebenso funktional als Eingangshalle. Wie eine fließende Raumlandschaft öffnet sich das Gebäude zu den drei angrenzenden Außenräumen. Die Hauptöffnung richtet sich zur Kaiserstraße. Die Nebeneingänge öffnen sich hingegen jeweils zum Kronenplatz und zur Kronenstraße. Das Ziel ist es somit wechselseitige Bezüge zu integrieren und die Bibliothek einladend zu gestalten.
Aus dem bestehenden Kronenplatz wird ein eigenständiger Freiraum entwickelt, der die Einflüsse aus der Umgebung aufnimmt und zu einem Raumcharakteren Platz verwebt. Vorhandene Qualitäten werden Bestandteil des Freiraumes. Somit wird die Kombination unterschiedlicher Raumsituationen und Nutzungsangebote ermöglicht. Der Außenraum ergänzt die Angebote der Bibliothek und bietet neben seiner Funktion als Treffpunkt und kontemplativer Ort zahlreiche Bildungs- und Kulturflächen.
Im Inneren entwickelt sich das Gebäude bei einer Geschossfläche von rund 10 000 m2 über fünf Geschosse hinweg. In den unterschiedlichen Geschossen wird in jedem Flügel ein unterschiedliches Angebot ermöglicht. So befinden sich im Erdgeschoss ein Veranstaltungssaal, Ausstellungsraum und ein Lesecafé. In den Obergeschossen entstehen in den jeweiligen Flügeln Zonierungen, die je nach unterschiedlichen Themen aufzufinden sind. Somit soll eine klar strukturierte Raumorganisation ermöglicht werden. Durch den Lesesaal, der sich über zwei Ebenen organisiert, soll das traditionelle Lernen weiterhin unterstützen.
An den Schnittstellen der jeweiligen Flügel und der zentralen Mitte befinden sich die Treppenkerne, die primär funktional der vertikalen Verteilung dienen sollen. Sekundär definieren die Treppenkerne die Bereiche der einzelnen Zonen.
Die innere Logik der Tektonik soll außen sichtbar gemacht werden, da diese in der Art und Weise unmittelbar miteinander verbunden sind. Aus diesem Prinzip wird ein Vokabular für die Gestaltung der städtischen Fassade entwickelt. Geprägt ist das Fassadenbild durch die Aufteilung in Abschnitte, die die innere Logik reflektieren soll. Zugleich hat die Fassade einen vertikal gerasterten Charakter.
Durch Beton eingekleidet, wird der Bau-Körper zum lesbaren haptischen und visuellen Erlebnis eines jeden Besuchers.
Im gesamten soll den Menschen Raum für Bewegung, Aufenthalt und Treffpunkte gegeben werden. Die Arbeitsweise mit dem Prinzip der Verkettung von unterschiedlichen Aspekten wird zum Leitfaden und Gestaltungsbestimmung. Es entsteht ein Bauwerk, das im Urbanen zwischen der Geschichte und der Gegenwart des Ortes vermittelt.

Fabian Moser

Bachelor Abschlussarbeit Sommersemester 2018
mos